Zwei Länder, ein Lied
Ein kleiner Unterschied
Von Roxana Tigelaar
Als ich vor drei Jahren nach Deutschland gezogen bin, habe ich angefangen, mich mit der deutschen Sprache, Tradition und Kultur auseinanderzusetzen. Ich fand es sehr lustig zu entdecken, dass es in den Niederlanden und in Deutschland das gleiche Schlaflied gibt, aber mit sehr unterschiedlichem Text und anderer Bedeutung.
In der deutschen Version geht es darum, das Kind zu beruhigen, die Eltern sind da und sorgen für Frieden, Schutz und Wohlsein. Sie erzählt von Christus, vom Gutsein, vom Himmel, den Sternen und dem Mond. In der niederländischen Version geht es eher darum, das Kind zu amüsieren, die Mutter ist ein Affe, der Vater ein Krokodil und der wird das Kind in den Po beißen, wenn es nicht schläft.
Die Deutschen werden als sehr ernst empfunden, die Niederländer dagegen sind dafür bekannt, sich selbst nicht so ernst zu nehmen. Obwohl dies natürlich auf Stereotypen basiert, glaube ich schon, dass das Lied ein schönes Beispiel für die kulturellen Unterschiede ist.
Schlaf Kindlein, schlaf
aus dem Niederländischen
Schlaf Kindlein, schlaf,
da draußen läuft ein Schaf,
ein Schaf mit weißen Füßen.
Das trinkt seine Milch so süß,
schlaf Kindlein, schlaf,
da draußen läuft ein Schaf.
(…) Schäfchen und eine bunte Kuh,
Pietje mach deine Augen zu.
(…) Dein Vater ist ein Pavian,
Pietje du musst schlafen,
schlaf Pietje schlaf,
deine Mutter ist ein Affe.
(…) Schäfchen mit weißer Wolle,
das Kindlein trinkt sein Bäuchlein voll.
(…) Sternchen stehn am Himmel,
Kindlein du musst jetzt schlafen.
(…) Dein Vater ist ein Krokodil,
der beißt dich einfach so in den Po,
schlaf Pietje schlaf,
Deine Mutter ist ein Affe.
Schlaf Kindlein, schlaf
deutsche Version
Schlaf, Kindlein, schlaf,
Der Vater hüt' die Schaf,
die Mutter schüttelt's Bäumelein,
da fällt herab ein Träumelein.
Schlaf, Kindlein, schlaf !
(…) Am Himmel ziehn die Schaf,
die Sternlein sind die Lämmerlein,
der Mond, der ist das Schäferlein, (…)
(…), Christkindlein hat ein Schaf,
ist selbst das liebe Gotteslamm,
das um uns all zu Tode kam (…)
(…) So schenk ich dir ein Schaf,
mit einer goldnen Schelle fein,
das soll dein Spielgeselle sein,
schlaf, Kindlein, schlaf !
(…) und blök nicht wie ein Schaf,
sonst kommt des Schäfers Hündelein,
und beißt mein böses Kindelein (…)
(…) Geh fort und hüt' die Schaf,
geh fort, du schwarzes Hündelein,
und weck nur nicht mein Kindelein (…).