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Übersetzung

Könnte. Hätte. Wollte. Machen. »Fridays for Future« in Freiburg. Wie sollen wir politische Ziele in politisches Handeln übersetzen?  Foto: kwasibanane

Foto: kwasibanane

Пераклад  ● Übersetzung  ● Translation ●  Tafsiri
 Vertimas ● Ukutolika ● Fordítás ● Çeviri ● 通訳  
Перевод ● Vertaler ● Gomé dedé ● Translácia ● Tłumaczenie
  ● Baidee  ● Traduzione ● ქეთევან ბახია ● Μετάφραση  

InZeitung 29 vom 5. Dezember 2019: Editorial

Haben Sie schon mal vom Deutschen ins Deutsche gedolmetscht? Ich schon, und zwar von einem Deutsch mit eritreischem Akzent in ein Deutsch mit russischem Akzent. Wenn ein Muttersprachler dabei gewesen wäre, hätte er sich kaputt gelacht, aber es war eine reine Migrant*innen-Runde. Alle, die oft mit Menschen von überall zu tun haben, kennen dieses Gefühl: eine Welt in eine andere zu übertragen, sogar, wenn es dieselbe Sprache ist. Um dieses Übertragen und Übersetzen geht es in unserem Schwerpunk (S. 4–11): Vom Philosophen und Ethiker Friedrich Schleiermacher bis zu Werbesprache und Gestik. Übrigens wurde die Fähigkeit zu gestikulieren, die heute in Deutschland manchmal als südländisch stigmatisiert wird, in der Epoche der Renaissance sehr geschätzt. Das gesellschaftliche Leben wurde von dem Gefühl einer engen Beziehung zwischen der Bewegung des Körpers und der Bewegung von Seele und Geist bestimmt.

Grundlage einer jeden guten Übersetzung ist es sich für die anderen zu interessieren und eine gemeinsame Sprache zu finden. Die künstliche internationale Sprache Esperanto ist vor dem Hintergrund der Pogrome geboren, um Ghettobildung und Rassismus zu verhindern und eine Kommunikation auf »neutraler« Basis zu ermöglichen. Heute ist Pidgin-Englisch eine Verkehrssprache und auch eine Art Selbstbehauptung (S. 10).

Übersetzung lebt von Idealismus. Man denke an diejenigen, die bei Ärzten oder Rechtsanwälten ehrenamtlich dolmetschen (S. 7) oder an die Literaturübersetzer, die immer im Schatten stehen und für nichts oder wenig arbeiten (S. 5)

Sie treffen auf den folgenden Seiten noch weitere Migrant*innen, für die Idealismus und eine leidenschaftliche Beziehung zur Kultur selbstverständlich sind: den Portrait-Protagonisten, Übersetzer*innen, Autor*innen und eine Verlagsgründerin. Lasst uns am Neujahrsfest auf solche Menschen anstoßen und wünschen wir ihnen viel Glück!

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