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Werte

Einigkeit und Kraft und Frieden für das neue Kalenderjahr. Riesige Wandmalerei des Frankfurter Streetart-Künstlers CASE Maclaim in Berlin Foto: kwasibanane

Foto: kwasibanane

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InZeitung 20 vom 2. Dezember 2016: Editorial

Als Kind habe ich in einer geraden Reihe mit anderen Pionieren für Internationalismus und gegen Kapitalismus salutiert, als Jugendliche ging ich auf Demos für Demokratie, Glasnost und Perestrojka. Jetzt ist man in Russland (ohne mich) für die internationale Bekämpfung von Faschismus und Islamismus. Kriege hat Russland in all diesen Jahren dennoch konsequent geführt. Ok, nationale Werte sind immer ein bisschen lächerlich und vermutlich kann jeder Mensch, egal, woher er kommt, ähnliche Beobachtungen über die Entwicklung der nationalen Werte machen. Nicht ganz so groß proklamierte Werte bleiben aber in meiner Ex-Heimat konstant: z. B. Geld, Glamour, lange Beine (ist das nur bei uns so?). Worte verlieren dagegen ihren Wert – als ob nichts wahr sei – leider nicht nur in Russland und nicht nur im Internet.

Menschen ändern ihre Werte manchmal mit dem Alter, aus Eigennutz oder aus Angst – wie es im Artikel von Marie Gippert über graue Ängste in Istanbul und Freiburg beschrieben wird. Und wenn dies zu vielen Menschen passiert, flüchten viele aus ihren Ländern in der Hoffnung »die nächsten Europäer« zu werden. Weil, wie es Murat Kücük auf den Punkt bringt, Europa dies den Migrantinnen und Migranten in den 80er und 90er Jahren versprach: Demokratie, Menschenrechte, Meinungsfreiheit. Ironie des Schicksals ist allerdings: Auch unter den Migrierenden finden sich solche, die nationale Werte mitbrachten und sich bald sogar im Einklang mit deutschen Nationalisten fanden und finden, wie es im Artikel Was wir nicht gedruckt haben steht.

Auch in Europa können sich Werte plötzlich relativieren. Nichts ist ewig, sagt die Philosophie – selbst die ewigen Werte ... Auf den Seiten unseres Schwerpunkts sprechen wir darüber mit PhilosophInnen. Außerdem in dieser Ausgabe: ein gemütlicher deutsch-ungarischer InOrt, ein leckeres ungarisches Fözelék und der wahrhaftige Winter mit Wjuga. Wir wünschen Ihnen schon jetzt ein schönes neues Jahr – mit den für Sie wertvollen Gedanken und Ereignissen.

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