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Freiräume

Urbanes Wohlfühlambiente ohne Gebührenordnung. Foto: kwasibanane

Foto: kwasibanane

Avrial  ● Spazio pubblico  ● Freiräume  ● Kamusal alan  ● Espacio público  ● 外
Espace de Liberté  ● Public open space ● Deverên azad  ● Közterület
суспільний простір  ● გახსნილი სფერო   ● عامة أماكن 

InZeitung 24 vom 27. April 2018: Editorial

Schon lange wussten wir, welchen Schwerpunkt diese Nummer haben soll, doch wir suchten verzweifelt nach einem Titel. Für Öffentlicher Raum gibt es z. B. auf Japanisch und Romanes keine passende Übersetzung, am ehesten vielleicht Draußen – das Gegenteil zum inneren privaten Raum (S.10). »Es gibt keine Freiheit mehr im öffentlichen Raum, durch Handys, Kameras etc. wird der Mensch beobachtet und kontrolliert, die Idylle ist zu einer Illusion geworden«, antwortete ein Autor, den wir um eine Übersetzung in seine Muttersprachen Jenisch und Romanes gebeten haben.

Eine Georgierin schlug als Titel Betreten nicht verboten! vor. Für in totalitären Gesellschaften aufgewachsene Menschen sind mit Öffentlicher Raum vor allem Verbote und Anweisungen verbunden. Der Begriff klingt überall dort, wo öffentliches Leben von oben bestimmt wird, zu amtlich. Nicht aber für die ukrainische Kollegin – vermutlich wegen der Erinnerungen an den Maidan als öffentlicher Platz der Würde, Freiheit und Einheit.

Wer im Türkischen von kamusal alan spricht, meint damit meist Demokratie und Teilnahme. Occupy Taksim begann auch zuerst als ein bescheidener Protest von 50 Leuten, die ihren städtischen öffentlichen Raum schützen wollten. Um Occupy zu verstehen, muss man nicht weit fahren. In Freiburg erinnert daran ein kleines Denkmal – ganz anderer Art als das Siegesdenkmal (S. 8).

Bekanntlich werden Migrant*innen durch ihr Verhalten im öffentlichen Raum auffällig, aber betrifft das nicht auch manche »Eingeborenen«? Vielleicht können wir von Italien lernen, wie man sich diese Räume aneignet. Aus diesem Grund haben wir ein deutsches Wort gewählt, das in viele Sprachen nicht übersetzbar ist: Freiräume. Es geht um Räume zur Entfaltung eigener Ideen auf Plätzen, in einer Galerie, auf einem Fest der Sprachen (S.13, 14) oder an anderen Orten unserer Stadt.

Ein Schmetterling möchte Ihnen, liebe Leser, den Frühling ins Haus bringen (S.11) und Sie dazu motivieren, mehr draußen zu sein!

 

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