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Gastfreundschaft

Wärme. Nahrung. Herzlichkeit. Ruhe. Gastfreundschaft. Foto: kwasibanane

Foto: kwasibanane

L'ospite è come il pesce, dopo tre giorni puzza 
Незваный гость хуже татарина  ● Ein guter Gastkommt ungeladen
 სტუმარი ღვთისაა ● Big bellies werenever generous
Misafir umduğunudeğil bulduğunu yer  ●  الدار الذي لا تعرف الضيف مقبرة لساكنيها  

InZeitung 26 vom 7. Dezember 2018: Editorial

Wir waren immer für Gastfreundschaft bekannt. Das meinen zu Recht Migrant*innen aus vielen Ländern, zum Beispiel aus Kasachstan. Und jetzt sagen viele von ihnen plötzlich: »Es sind zu viele Flüchtlinge gekommen – hier gibt es keinen Platz mehr«. Ein Gastarbeiter klagt: »Die bekommen sogar ihr Handy von Sozialamt bezahlt, uns hat nie jemand geholfen!« Ein Bekannter widerspricht einem besorgten Russen: »Du bist ja auch als Kontingentflüchtling gekommen!« »Ja, aber wir sind nicht wie die …« Wir, die früher einwanderten, sind also Abendländler? Aber nicht für Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes), die gerne uns alle aus dem »überfüllten Boot« hinauswerfen würden.

Bei Migrant*innen gibt es kein Wir mehr (S. 4), wir sind untereinander genauso gespalten wie die ganze Gesellschaft. Es gibt zahlreiche Migrant*innen jeder Herkunft, die mit Geflüchteten zusammen kartoffeln oder zusammen theatern (S. 12), die auf Demos gegen Rassismus, Hassreden und Rechtspropaganda antreten. Und es gibt leider auch Migrant*innen, die Hassreden schreiben und die AfD unterstützen, sogar Muslime und Juden.

Allein Gastfreundschaft impliziert nicht, dass man den Gästen Rechte zugesteht; das beweist die Geschichte der GASTarbeiter. Bis jetzt sind für deren Enkelkinder noch immer keine gute Bildung und beste Jobs vorgesehen (S. 15). Und wie lange bleibt man eigentlich ein Gast? Vielleicht sollte unser Thema auch Solidarität heißen. Im Unterschied zu einer asymmetrischen Hilfe und zu Mitleid macht sie vielmehr auch zu gemeinsamen Handlungen fähig. Jede Art von Spaltung ist immer im Interesse der Populisten.

Bald ist Weihnachten, und sogar für Nichtgläubige sollte gelten, was der Apostel Petrus sagte: »Seid untereinander gastfreundlich ohne zu murren.«

Gastfreundschaft II

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