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Anderes Wissen

Traditionelle Muster wandeln sich.  Foto: kwasibanane

Foto: kwasibanane

Мої десять ідентичностей ● Meine zehn Identitäten ● Le mie dieci identità
Benim on farklı kimliğim ● моите десет идентичности ● mo das me
As minhas dez identidades ● Οι δέκα ταυτότητες μου ● Mes dix identités
Mis diez identidades ● 我的十个自我 ● minun kymmenen henkilöllisyyttäni
ათნაირგვარობა ● 十個の自分らしさ ● десять моиx идентичностей  

InZeitung 33 vom 23. April 2021: Editorial

»Dir merkt man gar nicht an, dass du kein Deutscher bist.« Ist das ein Kompliment? … Und wenn du hier geboren bist? Während man im Englischen z. B. über Asian Americans spricht, sagt man hier Deutsch-Türken. Das Wort betont, dass die Person in der Hauptsache Türke ist, auch wenn sie der so genannten zweiten Generation angehört. »Türkische Herkunft ist gar nicht so schlimm«, wird man dann getröstet. So merken manche nicht, dass sich die Zeiten ändern und dass man heute nicht mehr um die Anerkennung seiner »Deutschness« betteln muss. Überall auf der Welt und langsam auch hierzulande wird Mehrsprachigkeit und interkulturelle Erziehung zur Normalität und ein Mensch kann zehn Identitäten haben, wenn er es schafft. Weltweit sind nach verschiedenen Schätzungen zwischen 60 und 75 Prozent der Menschen bilingual und sprechen täglich mindestens zwei und manchmal fünf Sprachen.

Unsere Portrait-Protagonistin Eda ist in der Türkei geboren und mit fünf Jahren in den Schwarzwald gezogen. Ihre türkische Identität hilft ihr auch, sich in Andalusien zuhause zu fühlen. Moderne Migranten-Paare sehen die Erziehung in mehreren Sprach- und Lebenswelten als Aufgabe, und zahlreiche Herkunftssprachschulen sind über ganz Freiburg verstreut. Und wenn die Vielfalt der Biografien und Identitäten an die deutschen Schulen viele Fragen stellen, sind die Schulen gut beraten, mehr Geschichten anderer Kulturen zu erzählen und die Pädagog*innen sind gefordert ihre eigenen Vorstellungen über Kulturen stets zu hinterfragen.

Und Sie, liebe Leser*innen: Haben Sie selbst oder Ihre Kinder auch mehrere Identitäten? Haben vielleicht einige von diesen Identitäten ein bisschen mehr Aufmerksamkeit und Zeit verdient? Interessante Biografien sind nicht nur ein Geschenk des Schicksals, auf Zufall und Geburt beruhend. Durch eine bewusste Anstrengung, permanent erneuert, kann jede*r ihre oder seine zehn Identitäten wiederfinden und die soziale und ethnische Vielstimmigkeit unserer Gesellschaft wahrnehmen. Dies kann auch glücklich machen, wie die Geschichte unseres Kochrezeptes beweist.

Viktoria Balon

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