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Zugehörigkeit

Dazu! Wozu? Zuwas? Wohin? Warum?   Foto: kwasibanane

Foto: kwasibanane

Ait olmak! Ama neye? ● Dazugehören! Aber wozu?
Забезпечення належності, але навіщо? ● Appartenenza, ma a cosa?
Pertenecer, pero ¿a quién? ¿para qué? ● Pertencer mas a quem e para quê?
Принадлежность! A к чему? ● 歸屬感 - 何為歸? 為何歸?
Принедлежа, но към кого и за какво? ● ?מרגישים שייכים, אבל למה
 მიეკუთვნებოდე, ვის, რას, რისთვის?

InZeitung 34 vom 30. Juni 2021: Editorial

In einer Taverne auf einer Insel: ein bisschen Ouzo, viel zu essen, Kinder und Alte dabei, griechische Musik. An einem Tisch haben zwei ältere Paare so richtig griechisch gefeiert, als wollten sie sich selbst davon überzeugen, wie sehr sie dazugehören. Ich wurde neugierig, wer sie sind, hörte aufmerksam zu und entdeckte in ihrem Griechisch deutsche Sätze.

Wohin gehören wir innerlich? Zu einem oder zu mehreren Ländern, Orten, Ideen, sozialen Schichten oder Subkulturen? Das kann sich im Laufe unserer Leben – oft unerwartet – ändern. Ob eine Schulklasse, Gruppe oder das Land unsere ­Zugehörigkeit anerkennt, bleibt jedoch offen. Auch bestens Integrierte oder sogar hier Geborene fragen sich oft: »Wann gehören wir endlich dazu?« Dann kommt eine Krise wie die Pandemie und zeigt uns: »Nein, immer noch nicht.« (S.4 und 8)

Aber zu wem oder was wollen wir eigentlich gehören? Zu einer sich plötzlich national bewusst gewordenen Mehr- oder Minderheit, die jedes Gericht, jedes Lied als unseres oder nicht unseres sieht oder sogar in Kriege zieht (S. 6)? Oder dient das Zugehörigkeitsgefühl dazu, Menschen in Not im Heimatland zu helfen, wie es die Brasilieninitiative macht? Diese Initiative unterstützen jedoch auch viele Deutsche.

Der Historiker Yuval Noah Harari meint in der Kurze Geschichte der Menschheit, dass der Homo Sapiens überlebte, weil er durch Sprache und Aufbau eines Wir-Gefühls große Einheiten bilden konnte. Dadurch hat Sapiens jedoch auch andere Homos (z. B. Neandertaler) und Tierarten verdrängt oder ausgerottet. Deshalb ist es schon lange eine Utopie vieler heller Geister: Keine Zugehörigkeit mehr! (S.9). Oder gleich mehrere? Nicht umsonst wiederholen unsere Autor*innen unabhängig voneinander: Unsere Heimat ist die Welt!

Trotzdem finden Sie in dieser Nummer viele lokale Freiburger Themen w. z. B.: »Einsatz von Geflüchteten für ihre Rechte«, »Wie war das Jahr für Roma und Sinti?«, »Studium in der Pandemie« oder »Wofür kämpft gerade der Migrant*innen­beirat?«Viktoria Balon

Viktoria Balon

Dazu! Wozu? Zuwas? Wohin? Warum?   Foto: kwasibanane

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