Wege zu einer besseren Wirklichkeit
шляхи до кращої дiйсностi ● Wege zu einer besseren Wirklichkeit
Пътища към по-добра реалност ● Drogi ku lepszej Rzeczywistości
Daha iyi bir gerçekliğe giden yollar ● Journey to a Better Reality
Drumul spre o mai buna realitate ● Caminos hacia una realidad mejor
шляхі да лепшай рэальнасці ● пути к лучшей реальности
הדרכים למציאות טובה יותר
გზები უკეთესი სინამდვილისკენ ● Vie per una migliore realta
InZeitung 36 vom 22. April 2022: Editorial
»Wie geht es euch? Wir sind bei Euch in Gedanken. Wie wollen ukrainische Fahnen in Freiburg aufhängen, wo kriegt man die?«, schreibt ein Freiburger einer Frau nach Lviv. »Ihr könnt die schwedischen Fahnen der Querdenker zerschneiden und verwenden«, schlägt Christine aus dem von Luftangriffen bedrohten Lviv vor.
Um Lösungen und Wege zu einer besseren Wirklichkeit geht es in dieser Nummer. Die Wirklichkeit gibt es kaum im Singular, betont Philosophin Barbara Peron (S.4). Auch in friedlichen Zeiten leben viele Migrant*innen gleichzeitig in mehreren Welten. Jetzt ist es oft auch doppeltes Leid, aber oft erhöht das auch die Fähigkeit zu Empathie. Genau das gibt vielen der Freiburger Migrant*innen Kraft, Menschen an den polnischen Grenzen abzuholen, Listen mit Wohnungsangeboten für sie in der Stadt der Wohnungsnot zusammenzustellen, Gelder für kugelsichere Westen und für Medikamente zu sammeln und Konvois mit humanitären Hilfsgütern in die Ukraine zu fahren (S.12,13). Die Vorkenntnisse über diese andere Wirklichkeit, die Ukrainer, Georgier, Belarussen, Polen, Russen und andere Ostblock-Migrant*innen teilen, lassen sie darüber sprechen, was man aus ihrer Perspektive viel früher hätte machen sollen und jetzt noch machen kann (S.10,11). Die letzten traurigen Monate zeigten, dass auch für Menschen, die nicht in zwei Welten gleichzeitig leben, wirkliche Solidarität möglich ist, welche Empathie Freiburger*innen entwickeln können, und wie viel die Stadtverwaltung organisieren kann. Es lässt hoffen, dass dies auch für Geflüchtete aus anderen Ländern Realität wird.
Beispiele für Wege aus scheinbar unlösbaren Konstellationen, z. B. bei Rassismus schon in KITAS, fehlender Wertschätzung der Mehrsprachigkeit, der Leistungen und der politischer Partizipation der Migrant*innen (S.5–7) findet man in dieser Nummer in Orten wie Freiburg, Mannheim, Lissabon sowie wie auch im spanischen Granada (S.7–9). Sie zeigen Wege auf, die wir, unabhängig von Herkunft und »Hintergründen«, gehen können.
Viktoria Balon