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Keine Sorge, wir bleiben hier

Bunt, vielfältig, vereint und selbstbewusst sind die Gesichter der Demokratie. Street art aus der Republik Užupis im litauischen Vilnius

Foto: kwasibanane

ნუ დარდობთ, ჩვენ აქ ვრჩებით  ● Endişe yok, burada kalıyoruz
Keine Sorge, wir bleiben hier   ● مەترسن، ئێمە لێرە دەمێنینەوە
Не бійтеся, ми залишимося тут   ● لا تخافن، نحن نبقى هنا
Niente paura, non ce ne andiamo   ● Hab nischt kein moire, mir blaybn do  
 Не се притеснявай, ние ще останем тук

InZeitung 42 vom 11. Mai 2024: Editorial

Natürlich bleiben wir hier, wir sind ja auch Deutschland. Wir – Menschen mit Migrationsgeschichte – sind mittlerweile ein Drittel der Bevölkerung und »wir gehen hier unserer Arbeit nach, als Handwerker, als Altenpfleger, als Künstler, wir ziehen hier unsere Kinder groß, und wir bereichern diese Gesellschaft wirtschaftlich und geistig mit anderen Perspektiven, Sprachen, Talenten und dem Mutterwitz« (InZ1 2010). Als es seit Februar so viel Unruhe (S.10) wegen einem Geheimplan (S.4) gab und viele Menschen sich Sorgen machten (S.11), war unsere Antwort: Keine Sorge, wir bleiben. Und wir gehen wählen.

»Wenn alle, die jetzt demonstrieren, nur einen Nichtwähler überzeugen könnten zur Wahl zu gehen, müsste man sich nicht mehr über die Zukunft der Demokratie in Deutschland sorgen.« schreibt die Süddeutsche Zeitung. Dieses Ziel hat sich die aktuelle Ausgabe der InZ gesetzt.

Das Privileg, frei wählen zu können, fühlt sich wie ein Wunder an, wenn man an autoritäre Staaten denkt, auch an meine Ex-Heimat. Ein anderes Wunder ist die EU, deren Parlament wir am gleichen Tag wählen (S.13). Eine Kandidatin, die Deutsch Iranerin Mona Akrami aus Frankfurt, sagt: »Stellen Sie sich vor, es gäbe in meiner Herkunftsregion eine ähnliche Zusammenarbeit zwischen Iran, Saudi-Arabien, Jemen, Libanon, Israel und allen anderen Länder des Nahen und Mittleren Ostens!«

Vizepräsidentin des EU-Parlaments Katarina Barley meint: »Das Wichtigste, was man für Demokratie machen kann, ist die positive Erzählung. Antidemokraten versuchen die Gesellschaft zu spalten, immer eine Gruppe gegen eine andere zu stellen. Jemand nimmt dir etwas weg: Der Flüchtling, die Juden, die Elite … und so entsteht eine Stimmung von Misstrauen, von Neid und Hass«. Und wo diese Autokraten an die Macht kommen, wird die Sozialhilfe von einer Woche auf die andere per SMS gestrichen oder fängt sogar einen Krieg an. Das steht auf dem Spiel. Nehmen wir das wirklich wahr?

Positiv und nicht gleichgültig zu sein, Courage zu haben, anderen zur Seite zu stehen (S.8–9), hilft, liebe Leserinnen und Leser. Und unbedingt einen Menschen zu den Wahlen mitnehmen!

Viktoria Balon

Neugier, Würde und Respekt. Diverse 
Wohngemeinschaft im »Resèrva Africana de Sijan« 
(Okzitanien/Frankreich)

Foto: kwasibanane

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